Laterna Magika

Noch während des Kalten Krieges begann sich der Djihadismus als dritter Block zu etablieren. Im Weltkrieg des Islamismus gegen Juden, Frauen und Andersdenkende ist das djihadistische Arsenal dabei längst über bloßen Terror hinausgewachsen. Radikale Islamisten erobern, halten und verwalten immer mehr Territorium im Stil der sunnitischen und schiitischen Theokratien. Manipulation und Geschichtsfälschung bilden eine Pädagogik, die eine „djihadistische Persönlichkeit“ als Ziel hat: Die Auslöschung von Sexualität und Lebenstrieben durch einen malignen Narzissmus, der durch ödipale Feindbilder zur ständigen Vernichtung kritischer Einflüsse angehalten ist. Kurioserweise offeriert Europa Islamisten ein größeres Rekrutierungspotential als viele mehrheitlich islamische Staaten. Im Zentrum einer Analyse des Djihadismus steht daher sein dialektischer Widerpart, die Agonie und Äquidistanz aktueller bürgerlicher Ideologie im Westen, die den Islamischen Staat und andere djihadistische Reservate erst möglich machte. Wo kein säkulares Gegenprojekt der Moderne sich konsequent etabliert, wo Philosophie den Augenblick ihrer Verwirklichung immer noch gründlich versäumt, gedeihen historisch faschistische Rituale und Regressionen nicht in historischen Stadien, sondern hinter individualpsychologischen Reifungsschritten.

Es spricht Felix Riedel (Marburg), der sich als freischaffender Ethnologe hauptsächlich mit modernen Hexenjagden und Konfliktethnologie, Psychoanalyse, Antisemitismus und Djihadismus beschäftigt.

Um 20 Uhr in der Laterna Magika, Günterstalstr. 37

mit Felix Riedel